Leuchten im Baumhaus

Ich war begeistert, als ich das Baumhaus sah. Mein älterer Bruder hat es zusammen mit seinen Freunden auf der Wiese hinter unserem Zuhause aufgebaut. Sie nannten es "Visible". Und heute durfte ich es auch endlich betreten. Ich hatte zunächst etwas Angst, drauf zu klettern. Doch die Bretter, die als Treppe an den Stamm genagelt wurden, hielten meinen leichten Körper ohne weiteres stand.

Es war ein früher Samstag Morgen und ich konnte nicht mehr schlafen. Ich schaute aus meinem Fenster, von dem aus ich einen Blick auf Visible werfen kann. Etwas leuchtete dort. Etwas blaues, ein blaues Licht. Ich war neugierig, zog mich schnell an und verließ leise das Haus. Die langen Grashalmen streiften an meinen nackten Beinen, sie waren nass. Das blaue Licht wurde immer heller. Es kam aus dem Baumhaus. Ich kletterte rauf, diesmal ließ aber ein Brett nach und brich ab und fiel auf den Boden. Ich war schnell genug, sodass ich die nächste Stufe bereits erreicht hatte. Ich kam oben an, das Licht blendete mich jetzt. Es kam aus einem kleinen Gegenstand, einer Taschenuhr, sie war geöffnet. Das Licht bildete eine Art Durchgang im Baumstamm. Das Baumhaus ist nicht groß genug, dass man hier stehen könnte, deswegen krabbelte ich mich voran. Das Licht zog mich magisch an.

Ich trat durch das helle Tor. Ich konnte hier nun stehen. Ich befand mich in einem hellen leeren Gang. Ich hörte, dass die Tür hinter mir sich verschloss. Ich bekam Panik, ich versuchte die Tür wieder aufzubekommen. Erst jetzt sehe ich, dass es eine große schwere Holztür mit goldenem Knauf ist. Ich versuchte, sie mit aller Kraft aufzubekommen. Aber weder Drücken noch Ziehen funktionierte. Ich drehte mich um und erblickte den Gang hinter mir. Ich beschloss, einfach weiterzugehen. Ich ging immer weiter. Ich trug immer noch mein Schlafanzug und hatte keine Uhr dabei, ich hatte keine Ahnung, wie lange ich schon diesen weißen leeren Gang weiterging, als ich das Ende erreichte. Hier war eine weitere Tür, sie sah genau so aus, wie die durch die ich hier reinkam. Auch sie hatte einen goldenen Knauf, ich drehte sie um. Doch auch diese Tür bewegte sich kein Stück. Ich war verzweifelt, steckte ich nun hier fest? Ich fing an zu weinen und sank vor der Tür zusammen. Es verging einige Zeit, ich wusste nicht wieviel, dann bewegte sich der Knauf. Jemand wollte die Tür von der anderen Seite öffnen! Schnell stand ich auf, wischte meine Tränen weg und sprang von der Tür zurück. Sie ging auf und jemand kam hinein, es war ein Junge. Ich war verblüfft, er sah fast so aus wie ich. Fast, er hatte schwarze Haare, ich hatte hellblonde. Er hatte grüne Augen, ich hatte braune. Er erblickte mich und war offenbar so erstaunt wie ich.

Timm:
Ha-hallo

Mytx:
Hallo. Was machst du hier?

Timm:
Ich weiß es nicht. Ich bin durch ein leuchtendes Tor hier reingekommen und da kam ich nicht mehr zurück.

Mytx:
Hast du etwa deine Uhr zurückgelassen?

Timm:
Ja. Ich habe nur dieses Leuchten im Baumhaus entdeckt und war so neugierig, dass ich einfach ohne mich anzuziehen hingegangen bin und jetzt komme ich nicht mehr zurück.

Mytx:
Ich meine deine Taschenuhr. Die musst du doch mitnehmen, sonst kommst du nicht wieder zurück. Das weißt doch jeder.

Timm:
Die Taschenuhr im Baumhaus? Ich hätte die mitnehmen sollen?

Mytx:
Ich merke schon, du bist durch ein Versehen hierher gekommen? Um zurück auf deine Seite zu kommen, brauchst du aber die passende Taschenuhr. So wie ich meine.

Der Junge zieht eine Taschenuhr aus seiner Hosentasche hervor und zeigt sie mir. Sie sieht etwas anders aus, als die, die im Baumhaus lag. Sie war aus dunklem statt hellem Holz und war mit einer groben Gliederkette an seinen Hosenbund befestigt.

Mytx:
Keine Sorge, ich helfe dir. Gehen wir erst einmal zurück auf meine Seite. Ach, mein Name ist übrigens Mytx.

Mytx öffnete seine Taschenuhr. Aus dem Zifferblatt trat ein Lichtstrahl hervor, doch anders als vorhin bei der Taschenuhr von mir, war es nur ein schmaler Strahl. Mytx zeigte mit dem Strahl auf das Schlüsselloch der Tür, das Schlüsselloch absorbierte das komplette Licht, man hörte ein Klacken und sie öffnete sich.

Timm:
Ich verstehe, das hätte ich auch mit meiner Taschenuhr machen können und ich hätte wieder zurück gekonnt? Oh, ich heiße übrigens Timm.

Mytx,
So ist es, Timm. Jetzt geh voran, ich bin mir sicher, dass Chellin eine Lösung kennt, wie du trotzdem zurück kannst.

Ich fragte mich, wer Chellin ist, aber ich hatte das Gefühl, dass ich das noch erfahren werde. Ich ging voran und trat durch die Tür. Einen Moment dachte ich, ich wäre wieder zu Hause. Ich war wieder im Baumhaus. Doch die Umgebung hier war komplett anders. Hier war keine Wiese, so weit ich sehen konnte, sah ich nur blau und weiß. War ich im Himmel? War ich tot? Ich wankte und ging lieber in die Knie und klammerte mich an ein Geländer. Ich hatte eigentlich nicht wirklich Höhenangst, bei unserem Baumhaus hatte ich nur ein leichtes kribbeliges Gefühl. Doch das hier war viel schlimmer, viel höher. So weit ich sehen konnte, sah ich nur Wolken, die wie Zuckerwatte aussahen und ein mäßiger Wind durchwuschelte meine Haare. Jetzt kam auch Mytx aus dem Licht und schloss die Tür hinter sich. Das Licht erlosch, das Licht fiel hier aber gar nicht so sehr auf, weil es hier ohnehin sehr hell war auf dieser Seite. Mytx erblickte mich, wie ich mich am Gelände geklammert habe und schmunzelte.

Mytx:
Was ist denn mit dir los?

Timm:
Wo - wo ist der Boden? Sind wir im Himmel? Bin ich tot?

Mytx:
Das Baumhaus ist auf keiner direkten Insel, deswegen ist hier überall Meer. Sieht es auf deiner Seite etwa nicht so aus?

Timm:
Meer? Aber müsste hier dann kein Wasser sein?

Mytx:
Meere bestehen aus Inseln und Wolken. Und Wolken bestehen aus Wasser. Ich würde sagen, ich bringe dich erst einmal hier weg.

Mytx deutete auf ein Boot. Es war am Stamm des Baumes angeleint. Erst jetzt sah ich überhaupt, dass der Baumstamm offenbar unendlich weit nach unten ragte. Man konnte das Ende nicht sehen, es versank irgendwann in den weißen Wolken. Mytx bestieg sein Boot und rief mir zu.

Mytx:
Komm schon her.

Doch ich traute mich nicht das Geländer loszulassen. Um zum Boot zu gelangen, müsste ich es loslassen und aufstehen, doch ich hatte Angst, weil das Baumhaus so offen war. Es gab dort sonst kein Halt. Würde ich einen Schritt auf die falsche Stelle tun, würde ich hinabstürzen. Mytx stand jetzt neben mir. Er hielt mir seine Hand hin.

Mytx:
Ich halte dich, okay? Und wir gehen zusammen.

Es war mir peinlich, dass ich vor ihm wie so ein Angsthase wirken musste. Ich wollte vor ihm nicht wie ein Schwächlich rüberkommen. Ich fasste jetzt meinen Mut zusammen und ließ das Geländer los und stand auf. Ich nahm seine Hand nicht und wollte auf eigene Faust den Weg gehen. Ganz vorsichtig ging ich einen Schritt nach dem anderen.

Mytx:
Du brauchst vor mir nicht den Starken spielen.

Mytx sah sich das Spektakel eine Weile an, wie ich wie auf Glas laufend in Zeitlupe auf das Boot zuschritt. Er kam mir im normalen Schritt hinterher und ergriff mit einem festen Griff meine linke Hand mit seiner rechten. Ich bemerkte, wie er mich weiter in die Mitte führte, so dass ich weiter vom Abhang entfernt war. Mir kam der Weg ewig lang vor, obwohl dieses Baumhaus doch genau so groß war, wie das von meiner Seite. Wir erreichten Mytx' Boot. Es hatte genau die gleiche Farbe wie die seine Taschenuhr, es war offenbar aus der gleichen dunkelbraunen Holzsorte gemacht. Ich fühlte mich kurz unwohl, als Mytx meine Hand losließ um ins Boot zu steigen und ich hier kurz wankend am Abhang stand.

Mytx:
Warte, ich helfe dir.

Unbeholfen versuchte ich zunächst selbst ins Boot zu steigen. Mytx hielt mich jetzt an beiden Handgelenken um mich reinzubucksieren. Es war ein einfaches kleines Fischerboot mit zwei Bänken. Mytx und ich sahen uns gegenüber, ich entgegen der Fahrtrichtung.

Mytx:
Willst du lieber, dass wir tauschen?

Timm:
Nein, ich habe kein Problem damit.

Hatte ich wirklich nicht. Anderen wird im Bus oder im Zug vielleicht schlecht, wenn sie entgegen der Fahrtrichtung sitzen. Aber ich mochte es irgendwie.

Mytx:
Sehr gut. Ich wüsste sonst nämlich nicht, wohin wir fahren.

Das Fischerboot hatte keine Paddel, wie ich es eigentlich erwartet hatte. Obwohl es an den Seiten Aussparungen dafür hatte, wo man die hätte befestigen können. Ich wollte gerade danach fragen, wie wir denn voran kommen wollen. Mytx tippte gerade auf einer Smartwatch rum, die er um seinen linken Arm trug. Dann fing ein Motor, der sich offenbar hinter Mytx' Bank befand, an Geräusche zu machen. Wie es aussah, brauchte Mytx das Boot gar nicht steuern. Es drehte sich von selber in eine andere Richtung und setzte sich in Bewegung. Obwohl ich eigentlich dachte, hier wäre kein Wasser, sah es jetzt aber doch danach aus. Dort wo wir schwammen, wurden kleine Wellen erzeugt und das Licht brach sich darin.

Ich hatte kein gutes Zeitgefühl, aber wir waren eine Weile unterwegs. Es war irgendwie toll, hier zwischen den Wolken unterwegs zu sein. Hier im Boot fühlte ich mich auch einigermaßen sicher, wir schwammen sanft und ohne Rucklern durch die Gegend. Es war mir etwas unangenehm, ich merkte, wie Mytx mich beobachtete.

Mytx:
Erstaunlich, du siehst mir wirklich sehr ähnlich.

Timm:
Nein, du siehst mir ähnlich. Naja, bis auf die Haare.

Mytx:
Und die Haut, ich bin nicht so blass wie du.

Timm:
Ich verstehe ehrlich gesagt immer noch nicht, wo ich hier eigentlich bin. Ist das eine Art Paralleluniversum?

Mytx:
Ich glaube, so ähnlich kann man es nennen. Wir haben auch erst vor kurzem entdeckt, dass man durch das Baumhaus auf eine andere Seite kommen kann.

Timm:
Wir?

Mytx:
Ja, ich und mein Clan. Wir haben dieses Baumhaus gefunden und gesehen, dass da etwas geleuchtet hat. Wir waren neugierig und dann haben wir diese Taschenuhr und die Tür gefunden.

Timm:
Ich habe dieses Leuchten heute Morgen auf unserer Seite im Baumhaus meines Bruders entdeckt. Seid ihr mal bis zu unserer Seite durchgekommen?

Mytx:
Nein, das geht ja nicht. Dafür bräuchte man ja eure Taschenuhr.

Timm:
Oh, stimmt. Aber woher wisst ihr das alles, dass es an der Taschenuhr liegt?

Mytx:
Chellin hat einiges darüber rausgefunden in der Bibliothek. Sie gehört zu unserem Clan und ist ziemlich schlau. Sie wird bestimmt auch wissen, wie du wieder zurück kannst.

Aus der Ferne konnte ich nun etwas erkennen, das keine Wolke war. Es waren Bäume, mitten im Himmel. Als wir näher kamen erkannte ich, dass dort auch kleinere Pflanzen waren, umschlossen von einem Sandstrand. Eine Insel.

Timm:
Sind wir da?

Mytx:
Nein, das ist noch nicht unsere.

Es begann bereits zu dämmern. Wir schipperten an der Insel vorbei. Jetzt erschien eine weitere, deutlich kleinere Insel mit nur einer Palme drauf. Ich schaute Mytx fragend an. Er schüttelte den Kopf. Nach und nach erschienen jetzt immer weitere Inseln. Größere, kleinere, auf einem befand sich ein kleines Holzhaus. Die Geschwindigkeit vom Boot nahm ab. Wir näherten uns jetzt einem langen Holzsteg, das Land dazu war noch weit entfernt. Wir waren offenbar da.
Mytx stieg aus. Es war wohl nicht nötig, das Boot irgendwie am Steg zu befestigen. Ohne erst zu fragen reichte er mir wieder seine Hand, um mir rauszuhelfen.

Mytx:
Na komm schon.

Irgendwie gefiel es mir, wie er sich um mich kümmerte und ich nahm die Hilfe an und betrat den langen Steg. Umringt vom Sonnenuntergang konnte ich am Ende vom Steg ein Haus erkennen. Das schien unser Ziel zu sein.

Mytx:
Wir müssen noch ein Stück laufen.

Timm:
Okay, aber ich denke jetzt kann ich auch alleine gehen.

Mytx:
Alles klar.

Der Steg war breit genug, sodass wir nebeneinander laufen konnten.

Mytx:
Hier wohne ich.

Wir hatten jetzt das Haus erreicht, dessen Silhouette ich gesehen hatte. Eigentlich bestand es aus zwei Häusern, die aneinander gewachsen waren. Eine Doppelhaushälfte für sich sah aus wie diese typischen Ferienhäuser, wo die Dachenden bis zum Boden reichen und sich damit ein Dreieck ergibt. Verbunden waren die Hälften in der Mitte durch eine Terrasse. Das Doppelhaus stand direkt am Strand, umringt von Sand und Gräsern. Mytx kramte einen Schlüssel aus seiner Hosentasche hervor, schloss die Tür zur linken Haushälfte auf und bat mich hinein. Er trat nach mir ein und schloss die Tür. (Beschreibung von Inneneinrichtung)

Timm:
Wohnst du hier ganz alleine?

Mytx:
Seitdem unsere Eltern verschwunden sind.

Timm:
Was, wo sind die denn hin?

Mytx:
Das wissen wir nicht, wir haben nur Vermutungen. Aber darüber reden später. Lass uns erst mal zu Chellin gehen.

Wir verließen die Wohnung und betraten die zweite Haushälfte, sie war offen. Mytx bat mich wieder zuerst einzutreten. Ein Mädchen mit kurzen schwarzen Haaren lag auf einem Sofa und sie las gerade in einem dicken in Leder eingebundenes Buch.

Chellin:
Da bist du ja, ich habe mir etwas Sorgen gemacht. Ich dachte schon, du wurdest vom Riesigen Rodchigi angegriffen!

Mytx:
Nein, wurde ich nicht. Außerdem gibt es den auch gar nicht.

Chellin:
Woher willst du das wissen? Im Buch "Fabelhafte Tierwesen" wird der eindeutig beschrieben. Eine riesige Seeschlange, die Jagd auf kleine Fischerboote macht.

Mytx:
Das Buch ist über fiktive Fabelwesen, wie oft muss ich dir das noch sagen?

Chellin:
Solange etwas schwarz auf weiß in einem Buch steht, kann es auch wahr sein!

Mytx:
Genau, kann. Oder eben ausgedacht.

Mytx sah zu mir.

Mytx:
Du solltest aufpassen, Chellin nimmt manchmal Dinge, die in einem Buch stehen etwas zu sehr für bare Münze.

Er sprach wieder zu Chellin.

Mytx:
Ich habe jemanden gefunden. Einen Jungen.

Erst jetzt sah Chellin von ihrem Buch auf und erblickte mich.

Chellin:
Nanu, wer ist denn das?

Mytx:
Ich habe ihn im Tunnel gefunden. Er kommt nicht zu seiner Seite zurück.

Chellin legte ihr Buch beiseite und betrachtete mich jetzt genauer.

Chellin:
Sag, wie heißt du?

Timm:
Timm. Und du bist Chellin?

Chellin:
Ja, freut mich dich kennen zulernen. Erstaunlich.

Im Wechsel beobachtete sie mich und dann Mytx, als würde sie doppelt sehen und es nicht fassen können.

Chellin:
Ihr seht euch so ähnlich. Könnte es womöglich sein...

Schlagartig nahm sie ihr Buch wieder in die Hand und blätterte wild darin herum. Sie schien auf die richtige Seite gekommen zu sein.

Chellin:
Du scheinst der Auserwählte zu sein.

Mytx sah mich mit einem Was-habe-ich-dir-gesagt-Blick an.

Chellin:
Der Auserwählte, der durch die andere Seite kommen wird und uns retten wird!

Mytx:
Ach komm schon, Chellin. Bist du sicher, dass du das nicht aus einem Fantasy-Buch hast?

Chellin:
Ich mein es ernst, Mytx.

Sie reichte Mytx das Buch, in dem sie eben noch gelesen hatte.

Chellin:
Es steht im Buch deiner Eltern.

Erstaunt nahm er das Buch entgegen.

Chellin:
Seite zweiundsiebzig.

Mytx blätterte zurück und las.

Mytx:
"Als Retter wird ein Andersseitiger zu uns kommen und aussehen wie einer von uns. Er wird die dunkle Tür schließen, auf dass wir vor zukünftigen Angriffen verschont bleiben. Den Schlüssel wird er aus seiner Seite mitbringen."

Timm:
"Andersseitiger"? Soll ich das etwa sein?

Chellin:
Das ist ja wohl eindeutig. Ich habe bei uns noch nie jemanden von einer anderen Seite gesehen.

Timm:
Aber welche dunkle Tür soll denn geschlossen werden?

Mytx:
Neben der Tür im Baumhaus gibt es noch eine die in eine andere Seite führt. Eine dunkle Seite, aus der immer wieder Ungeheuer auf unsere Seite kamen und Menschen angegriffen haben. Viele von uns sind von denen getötet worden.

Chellin:
Sowie auch unsere Eltern.

Timm:
Das tut mir leid.

Mytx:
Viele Erwachsene haben sich den Ungeheuern entgegen gestellt und sind dabei umgekommen. Deswegen sind in vielen Orten nur noch die Kinder übergeblieben.

Chellin:
Ich durchforste schon lange alle Bücher, die wir über die Türen zu den anderen Seiten haben, in der Hoffnung etwas rauszufinden, was uns helfen könnte, diese dunkle Tür endlich zu schließen.

Mytx:
Timm, würdest du uns helfen? Wer weiß, vielleicht bist du ja wirklich derjenige, der in dem Buch genannt ist.

Timm:
Klar will ich euch helfen. Ich habe aber keine Ahnung, wie.

Chellin:
Es ist von einem Schlüssel die Rede, den du mitbringst. Hast du einen dabei?

Timm:
Nein, ich habe nicht mal die Taschenuhr, die ich für den Weg zurück brauche.

Chellin schaute mich etwas enttäuscht an.

Mytx:
Keine Sorge, ich bin mir sicher, wir werden schon eine Lösung finden.

Chellin:
Vielleicht sollten wir ihn einfach zur dunkeln Tür bringen. Vielleicht passiert dann ja schon etwas?

Mytx:
Nein, bist du verrückt? Das ist viel zu gefährlich! Was, wenn da gerade Kreaturen wimmeln?

Chellin:
Schon gut, aber hast du eine andere Idee?

Mytx:
Es ist spät, lass uns morgen darüber nachdenken.

Mytx schaute mich an.

Mytx:
Du kannst bei mir schlafen, wenn du willst.

Wir wünschten Chellin eine gute Nacht und gingen rüber zu Mytx' Haushälfte.

Mytx:
Tut mir leid, ich bin nicht unbedingt auf Besuch eingestellt. Oben ist ein großes Schlafzimmer mit mehreren Betten. Ich kann dir noch eben ein Bett beziehen.

Timm:
Das kann ich auch machen.

Mytx:
Ich will kein schlechter Gastgeber sein, lass mich dir wenigstens helfen.

Wir gingen rauf, suchten aus einem großen Schrank Bettdecke, Kissen und Bettwäsche. Das Schlafzimmer nahm fast die komplette obere Etage vom Haus ein, insgesamt vier Doppelbetten waren darin verteilt. Das Bett, welches am nächsten zur Tür stand, war offenbar das von Mytx, denn es war als einziges bezogen.

Mytx:
Welches Bett möchtest du nehmen?

Timm:
Das da.

Ich zeigte auf das neben Mytx' Bett.

Mytx:
Okay.

Er bereitete die Decke und ich den Kissen vor.

Wir machten uns bettfertig und legten uns hin. Dann flüsterte ich:

Timm:
Meine Eltern machen sich bestimmt Sorgen um mich und fragen sich, wo ich bin.

Mytx:
Wir wissen nicht genau, wie es mit der Zeit funktioniert, wenn jemand auf eine andere Seite geht. Es kann sein, dass auf deiner Seite die Zeit stehen geblieben ist und erst weitergeht wenn du wieder da bist.

Timm:
Wirklich?

Mytx:
Naja, wie gesagt, wir wissen es nicht. Aber wir werden schon dafür sorgen, dass du wieder zurückkommst. Und vielleicht nebenher auch noch unsere Seite retten, wer weiß.

Timm:
Ja, das wäre toll. Gute Nacht, Mytx.

Mytx:
Gute Nacht.

Er tippte auf seine Uhr und das Licht ging aus. Obwohl ich dachte, ich sei müde, hatte ich Schwierigkeiten einzuschlafen. Das Problem hatte ich immer, wenn ich irgendwo anders schlafe. Nach einer kurzen Weile hörte ich dezent, wie Mytx ein- und ausatmete, er war eingeschlafen. Ich dachte darüber nach, ob das was er sagte stimmte und die Zeit bei mir zu Hause tatsächlich stehen geblieben ist.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war das Schlafzimmer erhellt, aber Schalosien an den Fenstern verhinderten, dass die Sonne direkt auf mein Gesicht strahlte. Das Bett von Mytx war leer. Ich wollte wissen, wie spät es ist, aber ich hatte ja keine Uhr. Ich ging runter und fand einen Zettel, offenbar von Mytx:

Guten Morgen. Sollte ich noch nicht wieder da sein, bin ich noch im Dorf einkaufen. Ich bin bald wieder da!
Mytx

Ich sah mich etwas in der Wohnung um, bisher hatte ich es nur im Dunkeln gesehen. (Beschreibung der Inneneinrichtung)

Es klopfte an der Tür. Ich ginge davon aus, das wäre Mytx, obwohl der ja sicher seinen Schlüssel dabei hatte. Es war Chellin.

Chellin:
Guten Morgen und hast du gut geschlafen?

Timm:
Es ging so.

Chellin:
Hat Mytx geschnarcht?

Timm:
Nein, hat er nicht. Ich habe nur meine Probleme, an fremden Orten zu schlafen.

Chellin:
Weißt du, Mytx ist ein guter Kerl. Aber ich glaube, er sorgt sich zu sehr um dich. Wir sollten wirklich schauen, ob du bei der dunklen Tür was ausrichten kannst. Oder ob wir wenigstens neue Erkenntnisse dadurch bekommen.

(Chellin will Timm dazu überreden, zur dunklen Tür zu kommen. Mytx ist dagegen, Chellin und Timm machen es heimlich als sie vorgeben zusammen einkaufen gehen, während Mytx zu Hause bleibt. Bei der dunklen Tür werden Chellin und Timm angegriffen.)